Marienbad – Üppige Architektur mitten im Kaiserwald
Marienbads malerische Fassaden liegen im sogenannten Westböhmischen Bäderdreieck. Zu dieser wunderschönen Region kurz hinter der deutschen Grenze gehören neben Marienbad (Mariánské Lázně) auch Franzensbad und Karlsbad. Seinen Namen verdankt das Westböhmische Bäderdreieck den vielen Heil- und Thermalquellen, die es hier gibt.
Allein in Marienbad und seiner direkten Umgebung entspringen mehr als 160 Heilquellen, welche reich an Kohlensäure und Mineralsalzen sind. Sie werden zur Behandlung von Atemwegs-, Stoffwechsel- und Nierenerkrankungen sowie Erkrankungen des Bewegungsapparates genutzt. Aber auch Gesunde dürften eine wohltuende Massage wohl kaum ablehnen 🙂
Die meisten der Quellen sind frei zugänglich und wer ein Trinkgefäß dabei hat, kann eine gratis Kostprobe nehmen. Es könnte jedoch ein bisschen Überwindung kosten: Mal „duftet“ das Wasser stark nach Eisen und ist aufgrund der hohen Eisenkonzentration orange gefärbt, mal ist es extrem salzhaltig und sollte daher nur in kleinen Zügen genossen werden. Die Zunge verbrennen kann man sich indes nicht: Die Marienbader Quellen haben eine Temperatur zwischen 7°C und 10°C und sind damit deutlich kühler als diejenigen im benachbarten Karlsbad.
Bei Touristen beliebt ist Mariánské Lázně heutzutage wohl weniger wegen der angeblich heilenden Wirkung des Quellwassers, sondern vielmehr wegen der prunkvollen Architektur des schönen Kurbads. Die historische Altstadt mit ihren reich verzierten Gebäuden liegt größtenteils um einen riesigen, gepflegten Park herum. Die hübsch angelegte Grünanlage bietet wegen ihrer großen Teiche und ihres alten Baumbestandes auch bei hochsommerlichen Temperaturen (gerade sind es fast 40°C) ein wenig Schatten und sorgt dafür, dass sich die Stadt nicht noch stärker aufheizt.
Die Gebäude drapieren sich majestätisch um den riesigen Park herum. In vielen der prachtvollen Bauten befinden sich Cafés und Restaurants, in denen man neben allerlei anderen Leckereien auch böhmische Traditionsgerichte wie Knödel oder Rotkohl auf der Speisekarte findet.
Im Gegensatz zu Karlsbad gibt es im Marienbader Stadtbild allerdings auch einige Baulücken, wo Häuser abgerissen und nicht wieder aufgebaut wurden. Marienbad ist außerdem etwas kleiner als Karlsbad und bietet eher beschauliches Grün statt üppiger Shopping-Möglichkeiten. So ist man von Marienbads Altstadt ruckzuck zu Fuß im Wald, wo Zivilisationsgeräusche nach wenigen hundert Metern von den Bäumen verschluckt werden.
Die wunderschöne Natur des Marienbader Umlands lässt daher nicht nur Wandererherzen höher schlagen. Wer für ausgiebige Touren keine Zeit oder keine Kondition hat, für den starten auch leichtere Wander- bzw. Spazierwege direkt in Marienbad. Da die Tigerente nur zwei Nächte in Mariánské Lázně verbringt, probiert sie die vergleichsweise kurze Metternich-Route aus. Der etwa viereinhalb Kilometer lange Weg führt an Heilquellen vorbei durch den Wald und ist sehr lohnenswert. Die Wanderung dauert etwa anderthalb Stunden und ist wegen des weitgehend ebenen Weges und der wenigen Steigungen auch für Familien mit Kindern geeignet. Der frühere Aussichtspunkt des Metternichova Cesta ist allerdings mittlerweile nur noch ein netter Picknickplatz denn die umliegenden Bäume sind mit den Jahren so hoch gewachsen, dass sie mittlerweile die Aussicht auf Marienbad überwuchern.
Eine nette Alternative zum Metternich-Weg ist auch eine Fahrt mit einer kleinen Gondelbahn (Preise einfache Fahrt: Erwachsene: 100 Tschechische Kronen, Kinder (ab 3 Jahre): 60 Tschechische Kronen; Betriebsbetriebszeiten Mai bis Oktober 2020: Täglich 10:00 Uhr bis 17:30 Uhr) auf den 722 m hohen Hamelika. Von dort aus geht es bergab nach Marienbad. Auf dieser Route kommt man vorbei an einem Reitstall, dem Boheminium (einem eintrittspflichtigen Miniaturenpark mit vielen Sehenswürdigkeiten Tschechiens im Kleinformat), ein paar Cafés, einem Hirschgehege (wobei die Hirsche zur Zeit nicht zu Hause zu sein scheinen – die Tigerente hat jedenfalls keine zu Gesicht bekommen) und einem Aussichtsturm mit einem schönen Blick über die Stadt.
Wer wieder zwischen den bunten Fassaden des Kurortes angekommen ist, kann sich zur Stärkung auch eine kulinarische Spezialität Tschechiens gönnen: Knackig und sehr süß sind die Marienbader Oblaten, die es hier in dutzenden Geschmacksrichtungen gibt 🙂
Wie auch in Karlsbad gibt es in Marienbad schöne Kolonnaden, also Säulengänge. Die Hauptkolonnade wurde in den Jahren 1888-1889 errichtet und wird auch Maxim Gorki Kolonnade genannt. Ihre gelbe Fassade leuchtet einem schon von weitem entgegen und im filigranen Säulengang ihres Inneren befinden sich verschiedene Geschäfte und ein Café.
Ganz in der Nähe der Hauptkolonnade liegt eine der berühmtesten Attraktionen von Marienbad, die sogenannte Singende Fontäne. Hierbei handelt es sich um einen modernen Brunnen mit 18 Metern Durchmesser. Sein höchster Wasserstrahl erreicht eine Höhe von über 6 Metern. Ihren Namen hat die Singende Fontäne, weil zwischen dem 30. April und dem 31. Oktober zwischen 7 und 22 Uhr zu jeder ungeraden vollen Stunde Musik gespielt wird und der Brunnen im Takt dazu „tanzt“. Dann kommen die über 250 Düsen des Brunnens zum Einsatz und lassen abwechslungsreiche Wassermuster entstehen.
Wem das als Highlight noch nicht genügt, der kommt am besten Abends her: Im Dunklen werden bunte Lichter auf die funkelnden Wasserstrahlen projiziert und lassen die Besucher stauen. Auf diese schöne Weise lässt auch die Tigerente ihren Aufenthalt im entspannenden Marienbad ausklingen. Am nächsten Morgen wird sie weiterfahren in die Hohe Tatra – in das kleinste Hochgebirge der Welt auf der polnisch-slowakischen Grenze 🙂
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