In den höchsten Dünen Südamerikas bei Ica
Von Paracas aus geht auf der Panamericana Richtung Süden zur Stadt Ica. 45 Kilometer lang zieht sich die Straße durch die staubtrockene Landschaft. Ab und an säumen riesige Plantagen den Weg, die sich mehr und mehr zu durchgehenden Feldern verdichten. Sie sind ein sicheres Zeichen dafür, dass die Tigerente sich ihrem Zielort nähert. Neben Baumwolle und Spargel wird vor allem Wein angebaut. Wo in dieser trockenen Landschaft all das Wasser dafür herkommt, ist der Tigerente allerdings ein Rätsel…
Der seit dem 17. Jahrhundert in Ica produzierte Wein ist lange das wichtigste Erzeugnis der Region gewesen. Auch wenn sich die heimischen Trauben im Laufe der Zeit der starken Konkurrenz aus Chile und Argentinien geschlagen geben mussten, ist das Departamento Ica auch heute noch die größte Weinanbauregion Perus mit vielen Bodegas und Weingütern. Daher lässt man es sich auch nicht nehmen, jedes Jahr zu Anfang März die sogenannte Vendimia (zu deutsch: Weinernte) zu feiern! Dann wird dem edlen Getränk ausgiebig gehuldigt und an die glorreiche Weinvergangenheit erinnert; es wird gefeiert, getanzt und natürlich getrunken. Wer dem guten Tropfen auf diese besondere Weise fröhnen möchte, der sollte zur Vendimia herkommen und beim Stampfen der Weintrauben mithelfen 😉
Obwohl Ica also insbesondere von seinen landwirtschaftlichen Erzeugnissen profitiert, kommt die Tigerente nicht wegen der Stadt oder des Weines her, sondern weil rund um Ica die höchsten Dünen Südamerikas liegen. Sogar eine Oase gibt es. Fast wirkt es, als wäre man auf der arabischen Halbinsel gelandet… Diesen Eindruck hatten wohl auch die Menschen im 16. Jahrhundert, denn sie importierten Dattelpalmen und Feigenbäume und pflanzten sie rund um Ica an. Der Versuch, Kamele anzusiedeln, ist dagegen gescheitert – schade eigentlich, denn die Tigerente hätte den Wüstentieren gerne beim Dösen im Schatten der Oasenpalmen zugesehen…
Die Laguna de Huacachina ist die berühmteste Oase Perus. Sie liegt etwa 5 km außerhalb der Stadt und ist umgeben von bis zu 100 Meter hohen Sanddünen. Huacachina wirkt allerdings nicht besonders ursprünglich; die Bebauung besteht hauptsächlich aus Touristenunterkünften, Restaurants und Souvernirshops. Im Oasensee wird geplanscht, ein paar Ruderbötchen fahren herum und das Knattern von Dünenfahrzeugen ist stetiges Hintergrundgeräusch. Auf der kleinen Promenade von Huacachina versuchen Kellner und Exkursionsveranstalter, Gäste in die diversen Lokalitäten zu ziehen oder zur Buchung einer Tour zu bewegen.
Auf etwa 100 Einwohner kommen an die 1.000 Gäste und die starke touristische Nutzung hat ihre Spuren hinterlassen. Der Oasensee war zwischendurch ausgetrocknet und wird heute per Wasserleitung aus der nahegelegenen Stadt gespeist. In früheren Zeiten wurde ein Bad im schwefelhaltigen Wasser zur Behandlung von Rheuma oder Hautkrankheiten empfohlen – ob man dort tatsächlich schwimmen möchte, sei jedem selbst überlassen. Jedenfalls in der Nebensaison scheint das Gewässer nicht allzu dreckig zu sein, es leben sogar Fische darin.
Also, warum erfreut sich die Oase trotz der eher lauten und wuseligen Atmosphäre so großer Beliebtheit? Nun, weil man von hier aus wunderbar die Wüste erkunden kann. Das Angebot reicht von Dünenbuggy über Quad fahren oder Sandboarding bis hin zu mehrtägigen Exkursionen mit romantischen Lagerfeuerabenden unter dem Wüstenhimmel. Kostenlos und schweißtreibend ist es, die riesigen Dünen zu Fuß hochzustiefeln. Der lockere Sand wird immer tiefer, je höher man kommt und jeden Schritt, den die Tigerente nach oben macht, rutscht sie gleich um die Hälfte wieder nach unten. Die Dünen wieder runterzurennen, macht einfach riesig Spaß und ist die Mühe wert!
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