Wandern im Slowakischen Paradies
Das Slowakische Paradies (Slovenský raj) hat es der Tigerente angetan. Bereits bei ihrem ersten Besuch vor einem Jahr hat sie sich in diese Naturidylle verliebt und stattet dem Nationalpark daher jetzt einen längeren Besuch ab.
Das Slowakische Paradies liegt in unmittelbarer Nähe der Hohen Tatra. Die beiden Nationalparks ergänzen sich perfekt: Während die Tatra hochalpine Regionen anbietet, gleicht das Slowakische Paradies einem urzeitähnlichen Mittelgebirge. Das Karstgebiet lässt das Herz eines jeden Naturliebhabers höher schlagen: Wer dort wandern geht, sieht die Farbe Grün in tausend Schattierungen, lauscht dem Gezwitscher unzähliger Wildvögel und spürt die Gischt tosender Wasserfälle auf der Haut! Das riesige Waldgebiet ist ursprünglich und naturbelassen, quasi ein echter europäischer Urwald! Und wie es sich für einen richtigen Urwald gehört, leben hier noch viele wilde Tierarten, die anderswo schon verschwunden sind: Zu den Spektakulärsten gehören sicherlich Braunbären, Luchse, Wölfe und Otter, aber damit ist der Tierreichtum des Slowakischen Paradieses noch längst nicht ausgeschöpft!
Aber nicht nur die dichten Wälder, die murmelnden Bäche und die Tierwelt des Nationalparks sind aufregend anders, auch die Wanderwege sind es! Wer es bevorzugt, wenn eben Solche gut befestigt sind, an steilen Stellen Treppen aufweisen oder mittels Brücken über rauschende Gewässer führen, ist hier fehl am Platz. Wer dagegen schwindelfrei ist, einen guten Gleichgewichtssinn besitzt und ab und an ein bisschen Adrenalin in den Adern braucht, sollte unbedingt das Slowakische Paradies besuchen! Hier klettert der Wanderer an einfachen Leitern steile Felshänge empor oder balanciert über Brücken, die kaum breiter sind als ein umgekippter Baumstamm (was ist ein Geländer?). Die abenteuerlichen Wege führen durch nahezu unberührte Natur und sind etwas für wahre Outdoor-Fans! Besonders – aber nicht nur – die Schluchtenrouten dürften allen gefallen, die es lieber extrem mögen 🙂
Ab und zu kann es auch vorkommen, dass ein umgekippter Baum über dem Weg liegt – eine geradezu lachhafte Herausforderung für alle, die zuvor auf schmalen, rutschigen Holzbrettern eine drei Meter tiefe Schlucht überquert haben!
Die Tigerente genießt die abwechslungsreichen Wanderungen durch das grüne Waldmeer und ist ganz aufgeregt, wenn sich im matschigen Boden die Abdrücke riesiger Bärenpranken finden.
Was aber soll sie machen, wenn sie plötzlich einem leibhaftigen Meister Petz gegenüber steht? Die Tigerente hat sich schlau gemacht, um im Fall der Fälle vorbereitet zu sein. Die oberste Verhaltensegel bei einer Begegnung mit einem Braunbären ist: Ruhig bleiben und die Nerven bewahren! Wem das schwer fällt, sollte sich in dieser Situation klar machen: Wer weg läuft, animiert den Bären zur Verfolgung – ein Rennen, was man als Mensch nicht gewinnen kann! Am Besten bleibt Ihr ruhig stehen, redet laut, aber nicht aggressiv, und bewegt Eure Arme. Um dem Bären klarzumachen, dass Ihr für ihn keine Bedrohung seid (denn IHR habt SEIN Territorium betreten), baut am besten Distanz zu dem Tier auf. Dazu langsam rückwärts gehen und alles, was der Bär als Bedrohung empfinden könnte, unterlassen. Wer versucht, den Bären anzugreifen, etwas nach ihm zu werfen oder ihn zu verscheuchen, ist nicht nur irre, sondern legt sich in diesem Moment mit einem wesentlich stärkeren Lebewesen an!
Falls sich der Bär aufrichten sollte, ist es vielleicht beruhigend zu wissen, dass es sich hierbei um ein ganz natürliches Verhalten und keine Drohung handelt. Der Bär möchte sich lediglich einen besseren Überblick verschaffen und versucht zudem, anhand der Witterung die Situation besser einzuschätzen.
Falls es aber doch soweit kommen sollte, dass ein Bär angreift: Bei einem Braunbären muss man jetzt wirklich die Nerven behalten! Legt Euch auf den Boden (die Hände in den Nacken!) und stellt Euch tot. So erkennt der Bär hoffentlich, dass Ihr keine Gefahr für ihn seid. Falls er an Euch schnuppert oder Euch anstupst: NICHT WEHREN! In dieser Position bleibt Ihr so lange liegen, bis der Bär ganz sicher verschwunden ist!
Wer zufällig einem jungen Bären begegnet, sollte bedenken, dass dessen Mutter mit Sicherheit in der Nähe ist. Deswegen entfernt euch vorsichtig und versucht, den Encounter mit der Bärenmutter zu vermeiden – diese wird nämlich ihr Junges verteidigen und schützen wollen.
Wer sich sicherer fühlt, wenn er im Notfall Pfefferspray einsetzen kann: Wenn es tatsächlich einmal soweit kommt, dass Ihr das Spray einsetzen müsst, solltet Ihr selbstverständlich darauf achten, es nicht gegen den Wind zu benutzen und Euch so selbst außer Gefecht zu setzen – viel Glück, dass Ihr einer solchen Situation noch die Geistesgegenwart besitzt, an derartige „Details“ zu denken 😉
Übrigens: Die hier genannten Regeln gelten ausschließlich für die Begegnung mit einem Braunbären. Bei Schwarzbären sollte man sich deutlich anders verhalten – sie gibt es aber im Slowakischen Paradies nicht.
Überall auf der Welt beachtet bitte generelle Regel: NIEMALS einen Bären anlocken, NIEMALS einem Bären Futter geben und NIEMALS Essensreste in der Nähe eines Zeltes oder einer menschlichen Behausung liegen lassen! Übrig gebliebene Speisen am besten immer mit nach Hause nehmen und in einem ordentlichen Mülleimer entsorgen. So faszinierend Bären sind und so gerne man sie fotografieren möchte: Wer sie anlockt, setzt das Leben von Menschen und von Bären auf´s Spiel!
Und jetzt: Viel Spaß in der Wildnis! 🙂
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