Ausnahmezustand auf La Réunion – Blockaden und Proteste der Gelbwesten, Benzin ist Mangelware
In Frankreich protestieren zur Zeit die „Gelben Westen“ und das bekommt die Tigerente im französischen Überseegebiet massiv zu spüren. Die gilet jaunes sind unzufrieden mit der Politik Macrons, insbesondere mit seiner Sozialpolitik und der Erhöhung der Spritpreise mittels einer „Umweltsteuer“, die mal eben 4 Cent auf den Liter drauf schlägt – obwohl seit Jahresanfang schon eine Preissteigerung von 7 Cent zu verzeichnen war. Für nächstes Jahr sind weitere 7 Cent pro Liter angekündigt. Schon im Heimatland gehen die Menschen auf die Straße, schon dort kommt es zu Ausschreitungen, aber:
So mies die Lage in Frankreich sein mag, hier auf La Réunion kommt hinzu, dass die Menschen aufgrund der isolierten Insellage mit hohen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben. Etwa 40 % der Inselbevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, 60 % der Jugendlichen sind arbeitslos. Die Gelbwesten auf La Réunion fordern bessere Lebensbedingungen für die Reunionesen und mehr Beachtung aus Paris. Die Lage ist eskaliert. Geschäfte und Autos brennen. Auf der Straße sind tagsüber noch die Brandflecken zu erkennen. Sogar in Cilaos, dem abgelegenen Ort hoch im Cirque de Cilaos, wird nachts randaliert. Die bis vorgestern verhängte nächtliche Ausgangssperre ist aktuell wieder aufgehoben worden – mal sehen, wie lange das so bleibt. An Benzin zu kommen wird zum Roulettespiel, kaum eine Tankstelle ist noch geöffnet und der Sprit auf der Insel wird langsam knapp. Der Flughafen in der Hauptstadt ist nur noch eingeschränkt erreichbar, Flüge werden gestrichen oder umgelegt. Auf den Straßen herrscht Chaos und teilweise schon Anarchie, da nicht nur friedliche Protestler unterwegs sind.
An den alle paar Kilometer errichteten Straßensperren muss die Tigerente manchmal und mit viel Glück nur ein paar Minuten warten, da immer wieder Autos durchgelassen werden. Für die friedlichen Demos hat sie Verständnis, auch wenn dadurch ihre Urlaubspläne komplett durchkreuzt werden. Mit Pech steckt sie jedoch auf einmal mitten in einer Vollsperrung. Hier geht gar nichts mehr. Die Gelbwesten blockieren die Straße mit großen Steinen, Holzbrettern und prall gefüllten Müllcontainern. Für eine etwa 90 km lange Strecke hat die Tigerente heute aufgrund der langen Wartezeiten und der notwendigen Umwege über Ausweichstraßen (sofern es die überhaupt gab) etwa 6 Stunden benötigt. Überflüssig zu erwähnen, dass sie ihr Urlaubsprogramm für den Tag vollständig streichen musste. Und für den morgigen Tag ist von den Gelbwesten dazu aufgerufen worden, die Insel vollständig lahmzulegen (geht da tatsächlich noch mehr?!). Morgen besucht die Ministerin für die Überseegebiete Annick Girardin La Réunion.
An die Protestbewegung haben sich auch viele Halbstarke angehangen, die offensichtlich Vandalismus und Wegelagerei begehen. Bushaltestellenschilder werden gewaltsam demontiert und damit die Fahrbahnen blockiert. Durchgelassen wird nur, wer den Demonstranten bekannt ist oder die Ambulanz (im Moment gibt es erstaunlich viele medizinische Notfälle…). Für alle Anderen gilt: Die Straße bleibt zu. Auch für Stunden. Und wer es wagt, sich darüber zu beschweren, kann sich sicher sein: Für ihn noch etwas länger. An einigen Straßenblockaden hat die Tigerente den Eindruck, dass die Menschen nicht einmal wissen, wogegen oder wofür sie demonstrieren. So wird sie genötigt, den Protestlern eine winzige Cola aus einem Plastikbecher für 2 Euro abzukaufen, um überhaupt weiter fahren zu dürfen – „for the children“. Die hier heimischen Franzosen scheinen die Situation noch mit einiger Gelassenheit zu nehmen, denn zumindest kommt es an den Straßenbarrieren noch nicht zu Ausschreitungen wütender Autofahrer. Würden in Deutschland zehn Jugendliche versuchen, eine zweispurige Autobahn zu blockieren, würde das sicher etwas anders enden… Wer aber glaubt, dass zumindest die Polizei einschreiten würde, der irrt. Die Tigerente hat es erlebt, dass die Polizei freundlich lächelnd um Durchfahrt gebeten hat (die ihr auch gewährt wurde), und dann ebenso freundlich lächelnd an der kilometerlangen Autoschlange vor der Straßenblockade vorbei gefahren ist. Macron hat angekündigt, das Militär nach La Réunion zu schicken, mal sehen, wann es ankommt und wie sich die Lage dann entwickelt…
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